Hold My Beer: Die 10er, das „interessante“ Jahrzehnt

Die 10er Jahre begannen mit drei großen Versprechen. Mit (1) Barack Obama wurde ein Präsident gewählt, der dafür stand alte Rassenschranken endgültig einzureißen. Eine Präsident der per se, nach seiner Wahl bereits den Friedensnobelpreis erhalten hat. Der smarte Präsidentenpopstar, der eine liberale und weltoffen anpackende Politik versprach und seine Gegner ebenso smart mit Hightecdrohnen ins Jenseits beförderte.

Mit dem (2)arabischen Frühling. Beginnend in Tunesien kämpfen Menschen von Mauretanien bis Syren für ihre Bürgerrechte, gingen auf die Straßen, stürzten autoritäre Regierungen und Dikatoren. Die 10er Jahren versprachen für Nordafrika und arabische Länder eine „samtene Revolution“ 2.0.

Eng verwoben mit den ersten beiden Phänomenen die (3)digitale Revolution. Mobile Devices und soziale Netzwerke versprachen Menschen in aller Welt zu verbinden und mehr Kommunikation zu ermöglichen. Die Welt sollte mal wieder ein Stückchen näher zusammenrücken. Und Menschen, die miteinander reden, schießen schließlich nicht aufeinander. Obama setzte soziale Medien bereits 2008 bei seiner Wahl ein. Die Kommunikation über soziale Netzwerke spielte auch beim arabischen Frühling eine zentrale Rolle.

Hold my Beer: Trump, Daesh und Twitter

Zu Beginn der 20er reden wir über Donald Trump, einen Milliardärssohn, Narzissten und Soziopathen, mit dem nur eine Hoffnung verbunden ist. Nämlich, dass er in seiner Amtszeit nicht zuviel Unheil anrichtet. Der arabische Frühling hat, mal vorsichtig formuliert, nicht die erwartete Verbesserung der Menschenrechte erbracht. Statt dessen tobt in Syrien in brutaler Krieg, der entsetzliches Leid über die Menschen bringt. Entmachtete irakische Offiziere nutzen das Machtvakuum in der Levante und errichteten den Daesh (Von den Beteiligten und europäischen Medien auch gern IS= islamischer Staat genannt) ein brutales, aber zu seinen hochzeiten effizient organisiertes Regime, das für seine Legitimierung den Islam missbrauchte.

Zentrale Rolle, vor allem für die Rekrutierung in Europa spielten die sozialen Medien. Diese spielten auch beim Angriff von national-autoritären Kräften auf die Demokratien in Europa und Amerika einen wichtigen Part. Kurz: in den letzten 10 Jahren hat die Menschheit so einiges in die Windeln gesetzt.

Die 10er Kontinentaldrift-Theorie

Die westlichen Demokratien stehen momentan unter großen Druck, dabei ist oft von einem „Rechtsruck“ die Rede. Also der Sehnsucht von Teilen der Bevölkerung nach nationalen Werten, nach Ausgrenzung von allem was man für ausgrenzenswert hält (linksgrün versifft, Migranten, Juden, Homosexuelle, das Übliche halt) und nach starken Führungspersönlichkeiten. Also Typen die mit nacktem Oberkörper auf Bären reiten oder auf Twitter gegen Kinder hetzen).

Meiner Meinung nach ist der Blickwinkel der Rechtsruck-Theorie jedoch falsch. Es ist de facto so, dass die westlichen Demokratien nach dem Ende des kalten Krieges einen weiteren Liberalisierungsprozess durchlaufen haben. Beispiele: die Anerkennung von queeren Lebensformen, Sensibilisierung des Klimabewusstseins, Inklusion von Menschen mit Behinderungen, Ächtung von Rassismuss und Sexismus, verbesserte Gleichstellung von Frauen im Berufsleben.

Alles Themen, die sich langsam (auch zu langsam) entwickeln aber in Summe unsere Gesellschaft grüner, femininer, offener machen. Die Kernseite: Wer liberal sagt, sagt auch neoliberal. Wir lebten auch in den 10er Jahren noch nicht auf dem Ponyhof. All diese Veränderungen produzieren auch Verlierer und vor allem Verlustängste. Und nichts lässt sich so gut steuern und verstärken wie die Angst vor Fremdem, sozialem Abstieg und kultureller Erosion. Das nutzten rechtsradikale Parteien ebenso wie religiöse Gruppierungen (Islamisten, radikale Christen), marode Medienunternehmen (Springer) oder korrupte Regierungen (Putin) . Sie alle sorgen dafür, dass Teile unserer Gesellschaft stehenbleiben und sich über Sollbruchstellen langsam vom Mutterkontinent abtrennen, um auf eigenen Inseln zu leben.

Die 20er Jahre Glaskugel

Eines ist klar. Ruhiger wird es auf keinen Fall und die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft wird schwieriger, langsamer und zäher. Auch die Radikalisierung der autoritären Kräfte, kann nur langsam wieder abebben. Wir wollen hier aber trotzdem zuversichtlich auf die nächsten 10 Jahre blicken. Die Fridays-for-future Bewegung zeigt, dass sich vor allem junge Menschen engagieren um die globale Probleme zu lösen.

Ich bin auch zuversichtlich, dass eine Generation, die mit sozialen Netzwerken aufgewachsen ist, gelernt hat, besser damit umzugehen als Filterblasen-Generationen. Im besten Fall wird unsere Gesellschaft globaler und diskurtiver, wird auf einer breiten Ebene um politische Entwicklungen ringen. Die Ponyhoflösung sähe sogar so aus, dass sich auch konservative Kräfte hieran beteiligen, statt den Rattenfängern und dem Vulgärpopulisten hinterher zu rennen. Im schlimmsten Fall drückt einer der Rattenfänger auf den Knopf.

Wichtig für jeden von uns. Aus der schweigenden Mehrheit muss eine sprechende Mehrheit werden. Aus „die da oben machen ja eh was sie wollen“, muss „wir beteiligen uns an dem was die da oben vorhaben.“ Aus „die wollen uns ja eh alles verbieten/vorschreiben/vorsetzen“ muss “ wir gestalten die Zukunft von uns und unseren Kindern“ werden.

Dann kann bis 2030 nichts schiefgehen.

Ich bin gespannt auf den 20er Jahre Rückblick.


Jahresrückblicke: Wie Plaste die 10er Jahre gesehen hat.

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