Plaste im Festivalfieber oder „Wo geht’s denn hier zu den Pixies?“

Arcade Fire Southside 2014 Plaste BlogMit nacktem Oberkörper Flunky-Ball spielen, knallbunte-Ray-Ban Wayfarrer oder Clubmaster Imitat Brillen tragen, dazu Daisy-Chains ins Haar oder quietschegrüne Sponsorenhüte oben drauf, das alles ist ja schonmal völlig o.k., vor allem wenn es dazu noch Hüpfburgen, und Smartphone-Aufladegeräte zur kommunikativen Grundversorgung gibt.

Aaaaaaber fragt der Plaste-Blog, die Spaßbremse unter der Festivalbesuchsblogs, lohnt sich das musikalisch womöglich nur auf dem Papier und ist die Musik nur eine Hintergrundbeschallung beim Ravioli-Kochen und gut-drauf-sein, wogegen grundsätzlich auch nicht einzuwenden wäre.

Unbestechlich schlendert also der Plaste-Mann über das Festival bewertet das Gesehene und fragt sich, ob es den Bands, den Songs und Fans gut tut, durch 2m hohe Bühnen aufgepimpte Dorfsecurityramobs und 500m Luftlinie getrennt zu sein. Und er beantwortet die Frage in welchem Umfeld er die einzelnen Bands gern sehen würde.

 

London Grammar

london grammar Southside 2014 Plaste BlogMan sollte in Spotify-Zeiten neue Bands nicht einfach durchhören und vorschnell in persönliche Schubladen wie „The-XX-Oberschüler-Verschnitt“ stecken. Sympathische Sängerin, klasse Songs, vielleicht manchmal doch ein bißchen nah an The XX  .Viel zu wenige Zuschauer dafür, dass „Strong“ auf Hitsamplern und SWR3 zu hören ist, was heutzutage wohl auch nichts mehr viel zu bedeuten.

Wo ich sie gern sehen würde

Auf einer Studentenparty in „The Bing Bang Theory“

 

Metronomy

metronomy Southside 2014 Plaste BlogMetronomy haben uns mit „Love Letters“ eine der schönsten Pop-Platten dieses Jahres geschenkt. Treten auf in beigen Schunkelband „Fleisch-ist-mein-Gemüse“ Anzügen und schenken uns auch auf dem Southside na was wohl, ihren schönen Pop

Wo ich sie gern sehen würde

Verlassene, dann liebevoll restaurierte Italodiscos aus den 70ern

 

Lykki Li

Lykke Li Southside 2014 Plaste BlogErinnert ein bißchen an eine scheue abgeschleckte Fledermaus. Hat aber eine ähnlich eindruckvolle Stimme wie Stevie Nicks. Da fällt mir auch ein dass „I Never Learn“ ebenso wie Rumours eine Trennungsplatte ist und ich wünsche ihr von Herzen ähnliche Verkaufserfolge. Da Lyyki zudem ein tolle Songwriterin ist ertappe ich mich bei Phantasien, sie würde ihre nächste Platte mit Studiomuckern aus L.A. aufnehmen, dann damit Verkaufszahlenmässig durch die Decke gehen und im Nachgang Ryan Gosling heiraten.

Wo ich sie gern sehen würdel

Totentanz, Basel ca. 1984

 

Markus Wiebusch

Markus Wiebusch Southside 2014 Plaste BlogDazu jetzt bitte einen Querlink zum Hockenheimring legen. Denn zeitgleich sammelte sich dort die zweite 100.000 Schwachmaten-Charge für das Böse Onkels Comeback Konzert. Vielleicht werde ich jetzt auf meine alten Tage altersnaiv, aber ich habe es genossen wie die Twens bei Wiebusch mitgehen, ich habe es genossen wenn jemand auf der Bühne sagt, dass man jedem der „Gutmensch“, als Schimpfwort benutzt eine aufs Maul geben soll. Und habe ich es genossen wie alle  seine Comming-Out Hymne „Der Tag wird kommen“ genossen, obwohl Rock-Rap  live irgendwie komisch rüberkommt.  (Bonus-Kalauer: Football is coming out). Für mich völlig überraschend einer der Höhepunkt des Festivals

Wo ich ihn gern sehen würde

Gern im Cafe Limba oder auch auf dem Innenhoffestival in Villingen

 

Elbow

Elbow Southside 2014 Plaste BlogDie sind mal bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spielen aufgetreten, ich frage mich  welche Popstars wohl bei einer Olympiade in Deutschland eingeladen würden. Ehrlich gesagt will ich es gar nicht wissen, aber die (H. Fischer, Delay, Gablier, Fischer-Chöre) begännen wohl kaum vier Jahre später ihren Southside Auftritt vor gefühlten 50 Zuschauern. Aber zum Glück ist Guy Gurvery ein echter Entertainer, hat Humor und lässt das kleine Häuflen gleich mal das ganze Festival Stimmungsrepertoire durchwursten, also Klatschen, Scheibenwischer u.s.w. . Den Rest dazu, daß es ein großes Konzert wird, geben die grandiosen Songs und Tatsache das nun doch einige mit Aldi-Ravioli abgefüllten Festivalgäste neugierig  zur Bühne marschierten.

Wo ich sie gern sehen würde

Ich erwähnte es bereits, O2 Arena, London

 

Kooks

Kooks Southside 2014 Plaste BlogIch wusste nicht, dass es die noch gibt, wollte aber meinen guten Platz vor dem Arcade Fire Gig nicht aufgeben, wundere mich noch, dass die so kurz vor dem Headliner auftreten dürfen und befinde mich plötzlich als gefühlter einziger Mann in einem Haufen von weiblichen Wesen in den letzten Zuckungen ihren ausklingenden Pubertät. Ja klar, Respekt die Kooks sehen immer noch aus wie eine Boyband und haben sich auch toll gehalten.  Zwei der Songs kenne ich auch und das Ghana-Spiel war ja schließlich keine wirkliche Alternative.

Wo ich sie gern sehen würde

Klassentreffen des Abi-Jahrgangs 2004

 

Arcade Fire

Arcade Fire Southside 2014 Plaste BlogJa, das ist die Band wegen der meine liebevolle, treusorgende Gattin mir die Karte zum Geburtstag geschenkt hat. Und es die grandiose vor Opulenz platzende Zirkusvorstellung mit psychedelisch angemalten Elefanten, rückwärts sprechenden Affen, Clowns auf LSD, dem Kalb mit zwei Köpfen und einer zweihundertköpfigen Blaskapelle, die ich mir vorgestellt habe. Arcade Fire sind momentan die beste Band der Welt, Win Butler ein grandioser Entertainer  (ich hätte außerdem gerne die Adresse seines Jacket-Schneiders) und „Reflection“ das beste Album der letzten beiden Jahre. Schade nur dass der Sound der  10 Musiker auf der Bühne teilweise so klangwie aus einem iPhone, mit einer völlig übersteuerten Billig-Bass-Booster App.

Wo ich sie gern sehen würde

Solange sie die beste Band der Welt sind, überall wo ich auch bin sowie ein Soundmischer, der sein Gehör noch nicht ganz verloren hat

 

James Blake vs. Macklemore & Lewis

Don't call him Rampensau: James Blake
Don’t call him Rampensau: James Blake

Ich finde mich wieder zwischen der Videoleinwand die VOR dem Zelt von James Blake, sein Konzert überträgt und in ca 200m Entfernung der M&L Show. Ein heiteres Spannungsfeld, kann ich nur sagen. Während der Drummer von Blake minimale Dub-Effekt aus einem Instrument kitzelt, explodieren Leuchtraketen auf der M&L Bühne. Inzwischen geht Rechts von mir James Blake ein bißchen aus sich raus und rutscht auf seinem Hocker hin und her. Links bei M&L bilden inzwischen eine Horde Rhinozerose eine 50m hohe Pyramide, die Herr Macklemore einen Hit rappend auf einem Einrad hochfährt,  über die Lichtshow freuen sich garantiert auch die Astronauten auf der ISS-Raumphäre. Ich bin etwas überfordert und gehe müde aber glücklich zum Parkplatz und ihr werdet nicht glauben was der Wind dort an meine Ohr trägt, die Antwort blasend. Es ist „Life Round Here“ von James Blake. Ob eine exotische Inversionswetterlage für diesen kleinen Streich verantwortlich ist, weiß ich nicht, vielleicht verliere ich auch bloß den Verstand.

Wo ich sie gern sehen würde

Hat schon gepasst, so.

 

Pixies

Southside+201491Die Pixies spielen jedesmal auf dem Southside wenn ich auch dort bin, denn sie sind eine Tuttlinger Cover-Band, die sich auf die Hits der Prä-Nirvana Ära spezialisiert hat. Leider kommen die Gassenhauser jedesmal ein bißchen emotionsloser daher. Die Frau dabei sieht auch immer ein wenig anders aus. Aber am Schluß legen sie doch ein ordentliches Brett hin und es ist schön. Wie immer.

Wo ich sie gern sehen würde

Hochzeiten, Ü-40er Feieren, Firmenjubiläen. Dazu einfach in den Tuttlinger Gelben Seiten nachschauen.

 

Interpol

86521623-h-450Für mich die beste Band der 00er Jahre, ich liebe die kühl konstruierten Songs mit ihren  fein getakteten Spannungsbögen die sonore Stimme von Julian Banks, alles wirkt ein bißchen wie moderne Architektur. Aber es ist wirklich schwer zu glauben, das 5 Minuten nach Beginn des Konzerts die Temperatur deutlich zu sinken beginnt. Kühlhauspop? Nein es war eine Wolke, die der liebe Gott als kleine Reminiszenz an den Interpolsound vor eine Wolke schob –  danke für den Effekt. Schön auch dass Interpol vor Selbstbewußtsein strotzend gleich ihre halbe neue Platte gespielt haben, die im Oktober veröffentlich wird. Und ich darf es mal verraten,  sie wird sich, wie es schön heißt, nahtlos in ihr Gesamtwerk einfügen.

Wo ich sie gern sehen würde

Aus reiner Neugierde gern mal an einem von Touristen gekaperten Adria-Strand.

Denn Rest habe ich schon ein bißchen vergessen, z.B. Franz Ferdinand in ihren seltsamen Spaß-Anzügen oder Flogging Molly, die sich Ton für Ton nach den Pogues anhören oder den Nachmittags Punk-Rock-Pop Bands, die im Gegensatz zu Elbow oder Interpol gleich mal immer 20.000 Zuschauer anziehen.

Und auch wenn es mir als jemandem der mit Punk sozialisiert wurde etwas schwerfällt (Weil Festival = Hippietum = Kommerz oder beides), ja ich habe neben der Musik AUCH die Festivalatmosphäre dort genossen. Ich werde wiederkommen auch in der Hoffnung, dass mir mal jemand das mit dem Bierdosenkegeln erklärt

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