Sie marschierten Seit an Seit: Wurstsalatnazi, Kaisertreue, Esoterikopas und Zausel-Hippies. Frage: Was bringt dieses Gemengelage aus der hinteren, verstaubten Kellerecke dazu, sich buchstäblich die Maske vom Gesicht zu reißen.
Eine Antwort liefert das lesenwerte Buch „Mindf*ck“ vom Cambridge Analytica Whistleblower Christoper Wylie. Zur Erinnerung Cambridge Analytica beeinflußte und manipulierte durch (mit freundlicher Genehmigung) gestohlene Nutzerdaten die Brexit- und Trump Wahl. Bereits im Vorfeld der Wahlen, ab ca 2013 sah man sich nach einer geeigneten leicht manipulierbaren Zielgruppe um, damit die Alt Right Bewegung in Fahrt kommen konnte. Dazu wurden die Facebook Daten von Millionen Nutzer ausgewertet, aber auch Interviews und Workshops durchgeführt.
Der gemeinsame Nenner aus unterdrücktem Mysogynie, Rassismus und Homophie lautete „Trampelt nicht auf uns herum! Wir wollen wir selbst sein“ Vor allem Männer hatten das Gefühl, ihr wahres Ich verbergen zu müssen, um ihrer Umwelt zu gefallen. Verlustig aller Privilegien als weißer Mann (man wird doch wohl noch…) Um nun dieses Potential für die populistischen Empörungswellen zu heben, versuchten Cambrigde Analytica und der später Trump-Berater Steve Bannon gezielt Menschen, die in sozialen Netzen Züge von Narzissmus, Machiavelismus und Psychopathie zeigen zu identifzieren. Weil eben diese stärker zu Wutausbrüchen und Verschwörungstheorien neigen. Und die Saat ist schließlich auch aufgegangen.
Was das nun mit den Corona-Leugnern zu tun hat?
Diese Mechanismen des Netzes funktionieren auch ohne Verstärker und Manipulatoren. Das Reservoir aus Verschwörungs- und Empörungswilligen verklumpt zu Meinungsblasen in den sozialen Medien. Die soziale Kontrolle durch Familie oder Freunde wird außer Kraft gesetzt. Man bestätigt sich untereinandeer und driftet ab in eine Spirale aus sich gegenseitig hochschaukelnden Halbwahrheiten. Kritik von außen kann als Angriff des Mainstream abgetan werden. Moving Targets wie Angela Merkel, Bill Gates oder Soros und helfen zusätzlich dabei seine eigene Meinung und die Wagenburgmentalität zu festigen.
Der gemeinsame Nenner
Und so kommt es, dass plötzlich grimmige Faschisten, streng gescheitelte Jünglinge, Antisemiten in Batikshirts und LSD zerfressene Altökos Ringelreihen tanzen. Die dunkle Triade Eigennutz, Selbstbezogenheit, Empathielosigkeit trifft hier auf verletzte Egos.
Es geht natürlich nicht wirklich um den Mund- und Nasenschutz, dieser ist nur eine Metapher für die gefühlte Kastration von Persönlichkeits- und Freiheitsrechten. Es geht darum, das man gern einen Kaiser oder Führer hätte der sagt was richtig und falsch ist. Es geht darum, dass man aufgrund des Geburtsrechts People of Color, Frauen, Schwule und all die „Anderen“ gern als Menschen als zweiter Klasse sehen möchte. Es geht darum, seine irren und hirnzerfressenen Gedanken anderen Menschen aufzustülpen, weil man komplett empathiefrei glaubt sein eigenes gaga Leben sei auch Nonplusultra für den „Mainstream“.
Was man dagegen tun kann?
Keine Ahnung. Wer die Bilder von Berlin gesehen hat ahnt, dass Argumente hier nichts mehr nutzen.
Vielleicht hoffen, dass der Verstand beim ein oder anderen ein späte Blüte enwickelt? Einfacher wird es sein, bei den Maskenverweigerern die entsprechenden Strafen abzukassieren.