Jahresrückblick 2013 Vol. 2 – Stadtfestmucker erobern die Schlösslegasse und H. Friedrich bekommt zwei Coffee-To-Go

Lumberjerks Schlösslegassenfest.
Die Lumberjerks sind natürlich KEINE Stadtfestmuckerband. Sie sind die Emerson Lake and Palmer des VS Indie-Rocks und geniessen unseren Respekt.. Foto: Tom Münch

Ein Phänomen, das mit keiner Fliegenklatsche totzukriegen ist,  sind „Stadtfest-Mucker-Bands“.  So unsterblich wie Zombies sind ebenfalls Politiker die vom Supergrundrecht „Sicherheit“ schwafeln und eigentlich nur ihr „Supergrundrecht“ der Wählerbelügung in Anspruch nehmen. 

Doch beginnen wir mit den Stadtfest-Muckern, dies sind Musiker, die ihre Träume und Popstar-Ambitionen wahrscheinlich bereits in der Prä-Digitalen Zeit in den Untiefen des Mainstreams versenkt haben. Ihre Sängerinen  finden die Mucker vor den Toren der Volkshochschulen, dort kauern sie weinend auf dem Bürgersteig, abgelehnt von der  Ausdruckstanz-Selbsthilfegruppe wegen chronischer Talentfreiheit. In der Vita jeder SMB (wie wir sie ab jetzt mal abkürzen wollen) steht, dass sie einen Mix aus Soul, Funk, Rock, Blues und in Abwaschwasser aufgeweichten Filzpantoffeln machen. Die Sängerin ist dann entweder eine Rock-Röhre oder eine Blues-Röhre und versucht ständig Authentizität zu verströmen um von den Mucker-Zombies, die schon lange zusammenspielen  (auch schonmal „just-for-fun“ in einer Blues-Band) abzulenken. Das Repertoire klaubaustern sich die SMBs aus der populären Grütze von Radiosendern, die gern den Appendix „–Land“ an ihren Namen hängen. Weil das erstens die schnelle Wiederkennung steigert, vor allem wenn man die Instrumente doch nicht so virtous beherrscht und zweitens …… ach egal.

Cafe Limba,
Nach dem Auftritt von Stadtfestmuckern sollte auf jeden Fall nass durchgewischt werden.

Aber Respekt, egal was die wackeren Mucker durch ihren Instrumentpark foltern es hört sich alles gleich an, jeder der Songs, die im Original allerdings auch nicht gerade durch produktionstechnische Raffinessen, Espirit und was auch immer glänzen,  wird komplett entbeint und auf das Niveau runtergeschraubt, dass mans halt auch „sauber“ hinkriegt. Da darf auch schonmal was von Deep Purple dabei sein das dann gut zu Sting passt. Das Publikum  geht voll mit nachdem es  sich die Birne mit „Hugos“ zugeschlabbert hat, man kennt eh alles außerdem hält ja die Sängern ja immer zum mitsingen das Mikro ins Publikum (Der eine oder andere kennt sie vielleicht auch persönlich von der Volkshochschule). Frauen ziehen zum Tanzen auch mal gern die Schuhe aus und legen ihren Doppelnamen ab.

Tja fragt ihr, was will denn der alte Plaste-Zausel jetzt wieder, soll er doch zuhause bleiben und seine Clash-Platten zählen, außerdem gibt’s auf Stadtfesten zum Essen ja auch nur Würste oder Falaffel, da passen die Stadtfest-Mucker-Bands ja musikalisch dazu. Recht habt ihr, aber es gibt in Villingen diese 20 Meter in der Schlösslegasse zwischen dem Postkartenladen und dem Limba auf der einen und der Kebabbude auf der anderen Seite. Ein ganz feiner Haariss in der verkrusteten badischen Kässfüssigkeit, die ansonsten so Gestalten wie die Kauder-Brüder gebiehrt. In den letzten 25 Jahren wurden hier sicherlich 40-50 junge Menschen sozialisiert und damit  ihre geistige Gesundheit gesichert. Normale Menschen könnnen diese 20m Kreuzberg oder Schanzenviertel mit bloßen Augen nicht erkennen und huschen mit ihren Einkaufstüten hier nur blindlings durch.

Tja und was passiert wenn eine SMB-Band in einem solchen Subkultur-Biotop spielt.  Ich  persönlich habe mich gefühlt wie der Datenschutzbeauftrage bei der NSA.

Und wenn wir schonmal beim Thema sind…

hans-peter-friedrich-2-540x304
Zwei Coffee-To-Go bitte für den Herrn bitte, dann hält er uns nicht solange von der Arbeit ab.

…natürlich  sind darüber schon viele kluge Worte geschrieben worden. Aber in einem Land in dem man sich schon vor Gericht wiederfindet, wenn der Ast eines Apfelbaums in Nachbarns Garten ragt,  erwarte ich doch mehr Aufregung über unsere kollektive Ausspionierung. Wo ist die gute alte „German Angst“ geblieben wo die (gesunde) Hysterie.  Wohin ist die Vorstellungskraft, dass jeden Morgen 10 NSA-Beamte durch unser Haus trampeln, den Briefkasten leeren, in alle Schubladen schauen, unsere Telefon-Liste abschreiben und vielleicht noch kurz unters Sofa gucken.  Es ist geradezu gespenstisch, wie eine Wand aus Phlegma und konsequenter Ignoranz von unseren Politikern aufgebaut wird. Und selbst Profi-Dampfplaudertauschen wie unser Herr Gauck verkniff sich lange jeglichen Kommentar. Und wäre nicht das bißchen Wahlkampf, würden die Parteien das Thema komplett zerschweigen.

Die Kernfragen zum Thema sind allerdings schnell beantwortet.

Warum macht die USA das?

Weil sie es können.

Warum schweigen unseren Politiker?

Weil Sie es müssen.

Warum gehen wir nicht einfach aufs nächste Stadtfest, fluten uns die Murmel mit Hugo, hören schlecht interpretierte Sting-Coverversionen und lallen „Ich mach ja nix, da passiert mir au nix?“

Gute Frage!

 

 

 

 

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